Kommandantenseminar am winterlichen Titisee

Verfasst von Andreas Häcker am .

Feuerwehrhotel Sankt Florian97 Feuerwehrführungskräfte des Landkreises trafen sich am ersten Aprilwochenende im Feuerwehrhotel Sankt Florian. Kreisbrandmeister Andy Dorroch hatte alle Kommandanten und Abteilungskommandanten zu dem dreitägigen Seminar am Titisee geladen und mit Unterstützung des Kreisfeuerwehrverbandes ein abwechslungsreiches Weiterbildungsprogramm zusammengestellt. Kommandant Thomas Krauß und dessen Stellvertreter Jürgen Jonetzko vertraten die Schwieberdinger Wehr.

Thema "Einsatzkräftenachsorge-Teams"

Zum Auftakt der Veranstaltung informierten Olaf Digel und Martin Luitjens die Feuerwehrangehörigen über das Einsatznachsorge-Team (ENT) des Landkreises. Als Einrichtung der Notfallseelsorge steht seit Jahresanfang jederzeit ein vierköpfiges Team bereit, um bei der Verarbeitung belastender Einsätze zu helfen und die Regeneration der Einsatzkräfte zu fördern. Zwei Helfer des diensthabenden Teams sind psychosoziale Fachleute, die beiden anderen sind erfahrene, speziell geschulte Einsatzkräfte. Nach einer Alarmierung über die Rettungsleitstelle steht das ENT den Einsatzkräften sowohl in, als auch nach einem Einsatz zur Verfügung. Einsatzabschlussgespräche (Defusing), Nachbesprechungen (Debriefing) oder auch präventive Informationsabende gehören zum Spektrum des ehrenamtlichen Teams.

Winterlandschaft am Titisee Martin Luitjens und... ...Olaf Digel vom Einsatzkräftenachsorge-Team

Thema "Feuerwehr bei Amoklagen"

Neuland betrat der stellvertretende Leiter der Polizeidirektion Ludwigsburg Christian Ostertag, als er die Feuerwehrangehörigen über die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Feuerwehr bei Amoklagen unterrichtete. Er halte eine solche Veranstaltung für besonders wichtig, da in der hochdramatischen Anfangsphase durch unterschiedlichste Notrufe meist beide Organisationen alarmiert werden und eine Sensibilisierung der Feuerwehrführungskräfte für die dramatische Lage lebensrettend sein kann. Er informierte über die Eigenschaften eines Amok-Täters und die damit verbundenen taktischen Aufgaben der Polizisten im Einsatz. Erschütternde Zahlen aus den vergangenen 30 Jahren belegten die Bedeutung dieses Fortbildungsthemas.

Thema "Brandverhütungsschau"

Über die Rolle und Funktion des Kommandanten bei der Brandverhütungsschau berichtete Kreisbrandmeister Dorroch in seinem Referat. Bei den in der Landesbauordnung für Sonderbauten vorgeschriebenen Begehungen könne der Feuerwehrkommandant die örtlichen Gefahrenpotentiale kennenlernen, um sie anschließend im Rahmen seiner Verantwortlichkeit bei Ausbildung und Ausrüstung der Wehr umzusetzen. Sachverständige Aussagen dürften nicht in den Aufgabenbereich des Feuerwehrkommandanten übertragen werden.  Jedoch sollte er prüfen, ob die Feuerwehrflächen als Bewegungsflächen nutzbar und das Stellen von Leitern oder ein Aufbau der Löschwasserversorgung ungehindert möglich sind. Der Kommandant muss abschätzen, ob die zu erwartende Personenzahl von seiner Wehr in angemessener Zeit evakuiert werden kann. Lassen sich alle vorgesehenen Rettungsfenster mit den Geräten der Feuerwehr erreichen? Wo trennen Brandwände in verschiedene Brandabschnitte und sind die notwendigen Abstandsflächen frei von Brandlasten? Die Überprüfung des anlagentechnischen und des organisatorischen Brandschutzes komplettieren schließlich den Aufgabenbereich einer Brandverhütungsschau.
Im Merkblatt „Brandverhütungsschau für Kommandanten“ überließ Dorroch den Kommandanten eine übersichtliche Handreichung. Für zusätzliche Informationen verwies er auf ein Skript der Landesfeuerwehrschule die Verwaltungsvorschrift Brandverhütungsschau.

Christian Osterholz von der Polizeidirektion Ludwigsburg Vertreter aus Kornwestheim, Korntal und Hirschlanden (von links) Kreisbrandmeister Andy Dorroch

Thema "Moderne Medien"

„Wissen Sie, wie Google funktioniert?“ bei dieser harmlos klingenden Einstiegsfrage von Uli Sailer ahnte noch keiner der Seminarteilnehmer, dass er sich in Kürze detailliert mit den Einstellungen seines Mobiltelefons oder seines Tablet-PCs befassen würde. Mit seinem Vortrag „Legal, Illegal – Fatal“ traf der freiberufliche Medienreferent die Feuerwehrkommandanten ins Mark. Eindrucksvoll zeigte er, worauf man in sozialen Netzwerken, beim Besuch gängiger Internetseiten oder bei seinem Google-Account achten sollte. Plagiate lassen sich fast immer mit gerademal vier Suchworten aufdecken. Wer sein Konterfei weder auf Nutella-Gläsern noch auf Werbeplakaten sehen möchte, dem empfahl Sailer das Studium der Facebook-Nutzungsrechte.
Häufig tappen Jugendliche und Erwachsene in Fallen, die Anwaltskosten und Bußgelder in Höhe von mehreren Tausend Euro nach sich ziehen. Downloads sind fast immer illegal oder aber eine sichere Methode, um sich Viren und Trojaner einzufangen. Der Firmensitz im Barfussgäßchen oder sprachliche Defizite entlarven dabei häufig die scheinbar seriösen Angebote des world wide web.

Pause im Seminarraum des Feuerwehrhotels Medienreferent Uli Sailer hat die Führungskräfte beeindruckt Diskussionen beim Thema Kinderfeuerwehr

Thema "Kinderfeuerwehr"

Vertreter der Kreisjugendfeuerwehr moderierten den abschließenden Seminarteil zum Thema Kinderfeuerwehr. In fünf Gruppen befassten sich die Kommandanten gedanklich mit der Aufstellung einer solchen Nachwuchsorganisation. Sie formulierten Rahmenbedingungen und Ziele, die vor der Gründung einer Kinderfeuerwehr zu definieren sind. Die Qualifikation der Betreuer, mögliche Themeninhalte und die Rolle der Stadtverwaltung sorgten für rege Diskussionen unter den Teilnehmern. Marko Horvath berichtete über die positiven Erfahrungen, die man in Walheim, der ersten Kinderfeuerwehr des Landkreises, bislang gemacht habe. Während sich der Nutzen bei der Nachwuchsgewinnung noch nicht abschätzen ließe, habe die Kindergruppe auf das Image und die Akzeptanz der Feuerwehr in der Öffentlichkeit einen sehr positiven Einfluss gezeigt.

Beim Abschlussgespräch äußerten sich Teilnehmer und Organisatoren sehr zufrieden mit den Inhalten und dem Ablauf des arbeitsintensiven Seminars: „Es war ein interessantes Wochenende, es hat sich gelohnt, hier her zu kommen.“ Das 16-stündige Programm ließ zwar kaum Platz für Freizeit, mit einem Blick auf den zugefrorenen Titisee tröstete der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Helmut Wibel die Seminarteilnehmer: „Draußa henn mr nix versäumt: es war kalt, mr hätt koin Rasa mähe könna!“

Quelle: Andreas Häcker, Pressesprecher des Kreisfeuerwehrverband Ludwigsburg

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